Schlaraffen hört,
eigentlich ist anlässlich des 90-Stiftungsfestes - aber auch heute schon - alles zum Castellum Peinense gesagt. Ja, es ist ein Wohlfühlreich mit einer freundlich familiären Atmosphäre. Ja, man ist beeindruckt, wie großherzig Kantzler und Marschall auch die Thronsassen gelegentlich zu Wort, und manchmal auch zur Geltung kommen lassen.
Ja, man ist fasziniert zu sehen, dass der Knappe 164 als amtierender Ausrittsweltmeister tatsächlich ein Heimatreich hat. Dies alles reicht aber nicht aus, um erklären zu können, warum über so viele Jahrungen Freunde aus nah und fern diesem Reich die Treue halten und gerne und häufig einreiten. Der wahre Grund liegt - und hier verrate ich kein Geheimnis - an der im ganzen Uhuversum gerühmten schmack- und nahrhaften Hühnersuppe, die sich in ihrer Rezeptur seit nunmehr 2500 Sippungen nicht verändert hat. In einem aufwändigen Verfahren ist es mir gelungen, die Wirkzusammenhänge dieser Peinenser Spezialität zu enträtseln und so darf ich Euch erstmals die streng geheime Zutatenliste der einzig wahren Hühnersuppe offenbaren.
Wie zu jeder echten Hühnersuppe gehört auch zur Peinenser Konsommee - wie der Lateiner sagt - zunächst Hühnerfleisch. Während allerdings bei einer normalen Hühnersuppe ein Suppenhuhn auf 2 Liter Wasser benötigt wird, ist die Menge des hier verwendeten Hühnerfleisches nur von untergeordneter Bedeutung. Böse Zungen behaupten, außer dem Urhuhn, welches vor mehr als 90 Jahren für die Brühe sein Leben verlor, habe kein weiteres Geflügeltier Federn lassen müssen, um den Suppentopf zu füllen. Meine Untersuchungen haben dies bestätigt.
Der Grund hierfür liegt aber nicht an der besonderen Sparsamkeit oder Tierliebe der Peinenser Sassen, sondern folgt exakt den homöopathischen Grundprinzipien der Potenzierung nach Samuel Hahnemann.
Das verwendete Fleisch wurde nämlich vielfach mit dem aus der Fuhse entnommenen Wasser verschüttelt und ist mittlerweile so hoch potenziert, dass es in seiner Ausgangsform gar nicht mehr nachweisbar ist.
Dadurch ist gelungen, die Materie eines niedersächsischen Landhuhnes gänzlich in ihr individuelles, geistartiges Wesen aufzulösen und die in ihm wohnenden verborgenen besonderen Kräfte wirksam werden zu lassen.
Wichtiger Bestandteil der fabulösen Suppe ist weiter - wie schon erwähnt - das einzigartige Wasser der Fuhse, welches sich - nein nicht durch seine Schwermetallbelastung, sondern durch seinen hohen Mineralstoffgehalt - sowie die besondere Phosphat- und Phosphorkonzentration von allen anderen niedersächsischen Flüssen unterscheidet.
Dabei dient der hohe Phosphorgehalt des Wassers nicht nur als wichtiger Geschmacksträger, sondern bildet - dies sei nur am Rande erwähnt - auch die Basis für eines der populärsten Kulturereignisse der Region "Fuhse in Flammen", welches traditionsgemäß mit einem vom Landrat in den Fluss geworfenen brennenden Streichholz, eröffnet wird.
Dass aber die Erleuchtung der Herrlichkeiten ausschließlich auf den Genuss von Fuhsewasser zurückzuführen sein soll, ist mit Nachdruck in das Reich der Fabel zu verweisen. Selbstverständlich gehören in eine Peinenser Hühnersuppe auch Lorbeerblätter, weiße Pfefferkörner, Möhren, Staudensellerie und Lauch, Zwiebeln, Nelken, Petersilie, Salz, Pfeffer, frisch geriebene Muskatnuss und Schnittlauch. Es ist aber nicht allein die überragende Qualität der Zutaten, die für die einmalige Wirkung dieses Leib und Seele beglückenden Heißgetränkes verantwortlich ist.
Wie meine, durch nunmehr 24 Einritte valide belegten Untersuchungen ergeben haben, liegt ein wesentlicher Grund für den Erfolg von Reich und Suppe in der Art der Zubereitung begründet. Denn diese ist getragen durch die Freude der Peinenser Sassen am Schlaraffischen Spiel und ihrer Begeisterung, diese mit Freunden teilen zu können.
Diese Freude, die grundsätzlich einem jeden Schlaraffen eigen ist, wird in diesem besonderen Fall durch das Glücksgefühl hochgradig potenziert, als einziges Reich im Uhuversum nicht nur Tochter, sondern zugleich auch Sohn sein zu dürfen und sich so der fortwährenden Zuneigung und Zuwendung der mittlerweile betagten, gleichwohl jung gebliebenen Eltern erfreuen zu können.
Und so freue ich mich auch bei meinem nächsten Einritt nicht nur auf eine schöne Sippung, sondern auch auf die obligatorische Tasse Suppe.
Lulu